Unterschätzte Literatur - Kalender

Die Herausgabe von Kalendern öffnete die Türe unserer Haushalte für Aufsätze, Lieder, Gedichte und Kupferstiche. Schon seit dem vorigen Jahrhundert erreichen sie auch die weniger gebildeten Bevölkerungsgruppen und haben somit mehr Einfluss auf die Verbreitung von Wissen, als ihnen angerechnet wird. Sie popularisieren unkomplizierte Formen der Literatur.

Der Kalender entstand im Zuge der Veröffentlichung des Kalendariums, welches neben den Wochentagen und ihren Daten, Feiertagen und besonderen Begebenheiten auch astronomische Informationen, die für den Erfolg der Landwirtschaft von großer Bedeutung sind, enthält.

Wenig später erweiterte sich der Kalender zu einem kleinen Taschenbuch und beinhaltet nun auch Literatur verschiedenster Form. Damit das Interesse an Kalendern auch auf Seiten der analphabetischen Bevölkerungsgruppe besteht, sind sie reich bebildert. Aktuelle Schätzungen besagen, dass nur etwa 15% unserer Bevölkerung lesen können. Allerdings sind die Zahlen in den letzten Jahren gestiegen, und wir können zuversichtlich sein, dass dieser Zugang zum allgemeinen Wissen und zur Bildung sich stetig erweitern wird1.

Innerhalb Deutschlands entsteht jedes Jahr eine Vielzahl von Kalendern, die in Konkurrenz zueinander stehen. Deswegen besitzt in jedem Territorium ein Buchhändler das Privileg des Kalendermachers2.

Überregional erfolgreich, sogar in französischer Übersetzung, ist der „Göttinger Taschenkalender“. Er wird von Lichtenberg  herausgegeben, und enthält viele Aphorismen und Anekdoten, die Lichtenberg, aber auch andere, dafür schreiben. Insbesondere aber Lichtenberg kämpft mit seinem Taschenkalender für die Aufklärung und gegen den Aberglauben3.

 

Teresa Bücker

Der Abend auf dem Land

und in der Stadt

 

Illustrationen aus einem Kalender

 

Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:

1 http://all-in-one.purespace.de/Aufklaerung.htm

2 vgl. Baasner/Reichard, Kalender.- In: Epochen der deutschen Literatur, Aufklärung und Empfindsamkeit, Stuttgart 2000 (CD-Rom)

3 Dominique Maximini, 1999, www.fortunecity.de/tatooine/spock/107/libio.html