Johann Christoph Gottsched | |
Johann
Christoph Gottsched kam am 2. Februar 1700 in Judittenkirchen bei Königsberg
als Sohn eines protestantischen Pfarrers zur Welt. Wie manch anderen
Schriftsteller beeinflusste ihn dieser sehr direkte Kontakt mit der
Religion maßgeblich. Nicht lange nach seinem 14. Geburtstag, am
19.3.1717, wurde er als Theologiestudent an der Universität Königsberg
aufgenommen. Durch den Einfluss seines Vaters, der ihn an die Poesie
heranführte, besuchte er parallel zu seinen Vorlesungen Vorträge über
Dichtkunst. Nach einiger Zeit gab er sein Theologiestudium völlig auf und
widmete sich der Philosophie. Auf diesem Fachgebiet legte er 1723 die
Magisterprüfung ab. Gottsched
war ein hünenhafter Mann und wurde deshalb von den Soldatenwerbern des
„Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. aufgefordert, der Elitetruppe
„Lange Kerls“ beizutreten. Nicht willig, in die Dienste des Königs
einzutreten, floh Johann Christoph Gottsched im Jahr 1714 nach Leipzig. In
der sächsischen Universitätsstadt begann für ihn eine steile Karriere,
teilweise wurde er als Literaturpapst gefeiert. Im Jahr 1726 wurde er
Wortführer der „Deutschübenden poetischen Gesellschaft“, die er
schon ein Jahr später in die „Deutsche Gesellschaft“ umformte. Diese
Gesellschaft beschäftigte sich hauptsächlich mit der Reinigung der
Sprache von unnötiger Überladenheit. Ein anderer Bereich, in dem er tätig
war, ist die Herausgabe von Moralischen
Wochenzeitungen, zu nennen wären
da der „Biedermann“ und die „Vernünftigen Tadlerinnen“. Letztere
orientierte sich an der englischen Moralischen Wochenzeitung „The
Tattler“ was in der deutschen Übersetzung soviel wie „Klatschbase“
heißt. Durch eine Fehlübersetzung kam deshalb der Name „Tadlerinnen“
zustande. Doch
Gottsched hatte trotz seines Erfolges nicht nur Gönner. Zu seinen
Hauptgegnern gehörten die Schweizer Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob
Breitinger. Etwas später gesellte sich auch Lessing zu den Kritikern,
indem er eine neue Literaturtheorie aufstellte, sich gegen die klassische
französische Literatur wandte und Shakespeare als das neue Ideal
darstellte. Gottsched hat nicht nur Theaterstücke geschrieben, sondern stand auch selber auf der Bühne. Im Jahr 1727 schloss er sich der wandernden Schauspielergruppe um Caroline Neuber an. So war es ihm möglich, seine Vorstellung von Theater direkt vor Ort in die Tat umzusetzen. Eines seiner wichtigsten Anliegen war es, die Figur des „Hanswurst“ von der Theaterbühne zu verbannen. Diese Figur hatte mit der eigentlichen Handlung des Stückes nichts zu tun und fiel eher durch improvisierte und derbe Späße auf. |
Die
Verbindung zwischen der „Neuberin“ und Gottsched zerbrach jedoch schon
vier Jahre später, weil Caroline Neuber sich nicht an die strengen
Vorgaben Gottscheds halten wollte.
Auftritt der Neuber´schen Truppe 1730
Im Jahr 1730 erschien sein poetisches Hauptwerk mit dem Titel „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Teutschen“. In diesem Werk werden Aristoteles, Horaz und die französischen Dichter von ihm als Gesetzgeber und Vorbilder gehandelt.
Ausgabe der "Critischen Dichtkunst" von 1730
Im gleichen Jahr veröffentlichte Gottsched seine
Tragödie „Der sterbende Cato“. Von
1741 – 1745 erschien das sechsbändige Werk „Deutsche Schaubühne“.
Dieses Werk wurde von
Gottsched selbst als Krönung seiner literarischen Karriere angesehen. Johann
Christoph Gottsched verstarb am 12. Dezember 1766 in Leipzig.1 Matthias
Kau
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Gottscheds Wirken am Theater Gottsched kam durch die Verbindung mit der fahrenden Schauspielgruppe um Caroline Neuber mit dem Theater in Kontakt. Diese Gruppe beschäftigte sich vor dem Beitritt Gottscheds mit niveaulosen Stücken, die hauptsächlich für die Belustigung des Volkes gedacht waren. Kennzeichnen dafür ist die Figur des „Hanswurst“, die mit der eigentlichen Handlung des Theaterstückes nichts zu tun hat, und eher durch derbe und improvisierte Späße auffiel. Diese Figur widersprach komplett Gottscheds Auffassung von Theater. Seiner Meinung nach war die Bühne nicht dafür da, den Zuschauer zu belustigen, sondern um ihn zu lehren. Das aufgeführte Stück sollte den „gesunden Menschenverstand“ ansprechen. Gottsched war der Meinung, dass jedes Theaterstück von einem moralischen Lehrsatz gekrönt |
werden
sollte, der bekannten „Moral von der Geschicht“. Dieser Lehrsatz
sollte vor dem Schreiben des eigentlichen Stückes schon feststehen.Diese
Meinung hatte er nicht nur über das Theater, sondern über die ganze
Literatur. Er empfand es als völlig überflüssig, sich mit unnatürlichen
und wunderbaren Dingen abzugeben, da diese Dinge den Menschen nicht
sittlich bessern und erziehen würden. Seine
Kritiker waren der Meinung, das Gottsched nie mit dem Theater in Berührung
hätte kommen dürfen. Sie meinten, dass seine vermeintlichen
Verbesserungen sich zu sehr auf Kleinigkeiten bezögen, oder sogar
Verschlimmbesserungen seien. Es muss jedoch gesagt werden, dass die
Tatsache, dass er als einer der ersten Dichter die dramatische Dichtung
wieder mit dem Theater verbunden hat und dadurch wegweisend
für andere Schriftsteller war.2 Matthias Kau |
Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:
1
2 vgl. www.ni.schule.de/~pohl/literatur/sadl/aufklaer/gottschd.htm
www.llb-detmold.de/htdocs/Gottsched/
www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/dramatik/gottsched.htm
Johann
Christoph Gottsched.- In: Microsoft Encarta Enzyklopädie 2001