Die Fruchtbringende Gesellschaft

Die Fruchtbringende Gesellschaft (auch „Palmenorden" genannt) ist die erste und bis heute bedeutendste Sprachgesellschaft in Deutschland. Sie entstand 1617 in Weimar und wurde von Fürst Ludwig von Anhalt- Köthen ins Leben gerufen. Diese Sprachgesellschaft bestand zu 75% aus Adligen, auch wenn Fürst Ludwig für eine ständische Offenheit war. Die Mitglieder standen für die „ erbawung wolanstendiger Sitten"1 ein und engagierten sich für die Pflege der deutschen Sprache. Die Fruchtbringende Gesellschaft führte den Brauch ein, die Mitglieder mit Gesellschaftsnamen, die aus der Pflanzenwelt stammten, zu bezeichnen. So nannten sie sich z.B. „der Nährende", „der Wohlriechende" oder auch „der Schmackhafte". Dadurch sollte im brieflichen und persönlichen Kontakt der Standesunterschied vergessen werden. In seiner Blütezeit zwischen 1640 und 1680 hatte der Palmenorden über 500 Mitglieder. Einige bedeutende waren: Gryphius, Opitz, Schottelius, Zesen, Gueintz und Harsdörffer

 

Titelblatt der Programmschrift der Fruchtbringenden Gesellschaft

 

Voraussetzung für eine Mitgliedschaft war ein christliches Glaubensbekenntnis und die Beherrschung der deutschen Sprache in Schrift und Wort. Frauen war die Aufnahme grundsätzlich verwehrt. Sinnbild des Ordens war die Kokospalme. „Wie dieser Baum, der in vollem Umfang zu nutzen ist, sollte jedes Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft nützlich sein." 

 

Milzkraut als Symbol Friedrichs von Logau

 

 

Die Fruchtbringende Gesellschaft ist so berühmt geworden, dass bereits in den letzten Jahren von Wissenschaftlern über sie geforscht wird. So erschien schon 1672 in Leipzig die Abhandlung: „Disqvisito Historica de societate fructifera der Fruchtbringenden Gesellschaft/ qvam inclytae Facultatis Philosophicae indultu"2. Als wichtigsten Fortschritt muss man heute sicherlich das Miteinander von Adel und Nichtadel im vergangenen Jahrhundert ansehen. Damit stellt die Fruchtbringende Gesellschaft, aber auch die anderen Sprachgesellschaften, einen Wegbereiter für die verdiente Höherbewertung des bürgerlichen Publikums in der Gegenwart dar. Der Fruchtbringenden Gesellschaft wurde aber oft vorgeworfen, dass sie keine Sprachgesellschaft sei, da sich kaum Mitglieder schriftstellerisch betätigten und auch längst nicht jeder große Dichter ihr angehörte3.

Agnes Jachimski

Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:

1 Wolfgang Beutin u.a., Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 5. überarb. Aufl.Stuttgart 1994, S. 91

2 www.lahrer-hinkender-bote.de/art64.html

3 vgl. www.referendar.de/PDF-Texte/Barock-Sprachgesellschaften.PDF, www.ni.schule.de/~pohl/literatur/sadl/barock/spachge.htm, www.lahrer-hinkender-bote.de/art64.html