Johann Amos Comenius

Jan Komensky wurde am 28.03.1592 in Nivnice (Mähren) geboren. Im Mannesalter übersetzte er seinen Namen ins Lateinische, sein neuer Name war daraufhin „Johann Amos Comenius“. Als Comenius zehn Jahre alt war, starben seine Eltern Martin und Anna Komensky.

Von 1608 bis 1611 besuchte er die Lateinschule in Prerau. Nach seiner Schulzeit wurde er zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung an die calvinistische Hohe Schule Herborn geschickt. An dieser Schule erlernte er auch die philosophischen, theologischen und didaktischen Grundlagen für seine weitere Tätigkeit. Seine Lehrmeister waren hauptsächlich die Theologen und Philosophen Johann Piscator (1546-1625), Johann Heinrich Alsted (1588-1638) und Heinrich Gutberleth (1572-1635). Nach einer Reise in die Niederlande schrieb er sich 1613 an der Universität Heidelberg ein. Ein Jahr später ging er zurück nach Prerau, wo er an seiner alten Schule Lehrer wurde und 1618, nach seiner Ernennung zum Pfarrer in Fulnek, die Schulleitung übernahm. Nach der Schlacht am Weißen Berge (1620) begann in Böhmen und Mähren die Gegenreformation, und als Fulnek geplündert wurde, musste Comenius untertauchen. Durch eine Seuche verlor er seine Frau und seine beiden Söhne.1

Zu der Zeit entstanden auch die für sein weiteres Denken wichtigen Trostschriften, „Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens" (1631) sowie "Centrum securitatis" (1633).

1628 emigrierte Comenius mit seiner Gemeinde nach Lissa in Polen, da ein Jahr zuvor alle Nichtkatholiken in Böhmen und Mähren des Landes verwiesen wurden. Um 1630 schrieb er etliche philosophische und religiöse Schriften. Des weiteren verfasste er zwei Werke, die die didaktischen Maßnahmen der Schule abhandelten, „Didaktika - Informatorium der Mutterschul“(1632) und „Janua linguarum reserata“ (1631). Mit diesen Schriften machte er sich einen Namen als Schulreformer und wurde darauf hin 1632 zu einem der Senioren der Universität gewählt. Obwohl sein neues Amt ihm viel Arbeit bereitete, beschloss Comenius, weiterhin wissenschaftliche Schriften zu verfassen, ab 1632 in lateinisch, um international zu wirken. So revidierte er seine Didaktika und übersetzte sie ins Lateinische als „Didactica Magna“.

Neun Jahre später ging er nach England, da er dort als Schul-, Kirchen- und Gesellschaftsreformer wirken sollte. Jedoch verhinderte der englische Bürgerkrieg seine Bestrebungen, und er floh nach Holland. 1642 versuchte er sein schulreformerisches Glück in Schweden, da er vom schwedischen König darum gebeten wurde. Um seine Reform umzusetzen, schrieb er zahlreiche pädagogische Werke zur Reform der Lateinschule. In jenem Jahr begegnete er Rene Descartes, jedoch konnten die beiden Wissenschaftler keinen gemeinsamen Standpunkt treffen und gingen so wieder auseinander.

Sechs Jahre später zog Comenius nach Lissa, wo seine zweite Frau im gleichen Jahr verstarb. Im selben Jahr wurde er zum leitenden Bischof der Brüdergemeinde gewählt. Der 1648 geschlossene Westfälische Frieden brachte der Brüdergemeinde jedoch nicht die gewünschte Religionsfreiheit, und eine Aussicht auf Rückkehr in die geliebte Heimat bestand nicht mehr.

Während seines Aufenthalts in Sárospatak von 1650 bis 1654 verfasste er viele pädagogische Arbeiten. Er überarbeitete seine Schulbücher und schrieb „Orbis sensualium pictus“ (Die sichtbare Welt in Bildern).

 

 

Frontispiz "Orbis sensualium pictus"

 

 

Danach kehrte er gut situiert nach Lissa zurück, und er verfasste weitere theologische und pansophische Schriften. Ein Jahr später führte Schweden Krieg gegen Polen und eroberte Lissa, das 1656von den katholischen Polen zurückerobert wurde und bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde. Comenius floh zum Sohn seines alten Freundes Louis de Geer, Laurentius de Geer, der die Gönnerschaft in Amsterdam übernommen hatten. Bei seiner Flucht verlor Comenius all seine Habe und alle seine Schriften.  

Das Haus-Geflügel. Bild aus "Orbis sensualium pictus"

 

 

Die Geäder und die Gebeine. Bild aus "Orbis sensualium pictus"

 

 

Die Vorsehung Gottes. Bild aus "Orbis sensualium Pictus"

 

 

Die letzten 14 Jahren seines Lebens verbrachte Comenius in Amsterdam als anerkannter Gelehrter, mit einem festen Gehalt und dem Auftrag, seine Schriften zu veröffentlichen. 1666 starb Laurentius de Geer, und drei Jahre später kam es zwischen Comenius und dem Theologen Samuel Maresius zum Streit. Als sich sein Leben dem Ende neigte, litt er des öfteren unter Krankheiten, was für ihn verlorene Zeit darstellte. Trotz allem verfasste er Polemiken, einen Rückblick auf sein Leben und eine letzte Zusammenfassung seiner Gedanken „Das einzig Notwendige“ (1667/1668).

Comenius verbrachte ein halbes Jahrhundert getrennt von seiner geliebten Heimat im Exil. Am 15. November 1670 starb Johann Amos Comenius im Alter von 78 Jahren in Amsterdam und wurde sieben Tage später in Naarden bestattet, wo bereits jetzt eine Comenius-Gedenkstätte zu finden ist.

Obwohl vor mehr als 100 Jahren entwickelt, sind seine didaktischen und theologischen Theorien immer noch gültig.2

Christopher Marx

 

Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:

1 www.uni-koblenz.de/~gpko/projekt_til/til/PdK/Paedagogen/Comenius/jac_biolang.html#studium

2 ebda.